Runder Tisch „Wohnsiedlung Ilsestraße“ Teil 2 – 23.08.2017

Am 23. August fand die zweite Beratung am Runden Tisch zur „Wohnsiedlung Ilsestraße“ statt. Nach Feierabend, nach dem Urlaub, in dem bestimmt nicht nur ich viel Grün gesehen habe.

Fast jeder, der hier sitzt, hat seinen sehr persönlichen Grund, weshalb er mit Interesse und Engagement wertvolle Zeit nicht mit Familie, Freunden oder einem guten Buch verbringt. Es geht an diesem Abend um unseren Kiez und ich bin dankbar, dass alle da sind, zuhören und Fragen stellen. Respekt vor jedem, der sich Zeit nimmt auch für unsere Interessen als Bewohner des „Ilse Kiez“. Nur wenige an diesem Runden Tisch sind unmittelbar betroffen.

Mir fällt in diesem Zusammenhang ein kleines aber sehr prägendes Erlebnis ein. Es war vor ca. 10 Jahren bei einer Wanderpause im Zittauer Gebirge. An unseren Tisch setzte sich ein etwa 70 Jahre alter und sportlicher Mann. Er war mit dem Rad unterwegs und wir kamen miteinander ins Gespräch. Er war aus NRW und hatte vor mit dem Rad von Görlitz bis nach Usedom zu fahren. Er und seine Frau haben jedes Jahr im Sommer eine Radtour durch Deutschland geplant und mit Freude erlebt. Nun radelt er allein. Seine Frau war im letzten Herbst gestorben, jedoch hatten Sie diese Tour noch gemeinsam geplant.
Es war sein trauriger Blick und die bewegten Worte, welche mich u.a. zu der Aussage brachten: „ Ich kann Sie gut verstehen und mir vorstellen wie es Ihnen geht“. Kurzes Schweigen, dann sagt er sehr ernst zu mir: „Junger Mann, sagen sie das nie mehr, sie können überhaupt nichts verstehen, erst recht nicht, wie ich mich fühle!“ Die Antwort war überraschend für mich, aber nie wieder habe ich diese Aussage benutzt, wenn ich selbst nicht betroffen bin von einer Situation.

Deshalb finde ich es schade, dass zu wenig Bewohner vom Ilse-Kiez am Runden Tisch sitzen. Von allen anderen kann ich nicht erwarten, dass sie
verstehen, wie wichtig den Menschen hier diese Innenhöfe sind. Sicher lässt sich mit bestehenden Bauvorschriften begründen, dass eine Bebauung gegen keine Gesetze verstößt. Die Mehrheit der erfassten Meinungsäußerungen der Bürger zum B-Plan sprechen sich für den Erhalt der grünen Höfe aus. Die nicht unmittelbar betroffenen Teilnehmer am Runden Tisch hören zu, nicken zustimmend aber verstehen werden sie es nicht. Kompromisse verlangen Verständnis und genau das fällt auch mir sehr schwer. Ich habe meinen persönlichen Grund und darf zu den vielen Anhängern der Bürgerinitiative sagen: „Ich kann Sie gut verstehen und mir vorstellen, wie Sie sich fühlen!“

Dietmar Stengel (Vertreter der Bürgerinitiative “Rettet den Ilse-Kiez” am Runden Tisch)

Bilder: © F+S (Fromlowitz+Schilling)

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